Von Diskriminierung und Ausgrenzung zum systematischen Völkermord - Beginn der Deportation
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Beginn der Deportation
Am 16. Dezember 1942 ordnete Himmler die familienweise Deportation der Sinti und Roma an. Ziel war das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Wenig später ergingen entsprechende Befehle für Österreich, den Bezirk Białystok, Elsass und Lothringen, Luxemburg, Belgien sowie die Niederlande. Neben der Einweisung von Sinti und Roma in das „Zigeunerfamilienlager AuschwitzBirkenau“, ordnete Himmler an, dass bei allen von der Deportation ausgenommen Sinti und Roma die Sterilisation „anzustreben“ sei. Auf dieser Grundlage sollten Sinti und Roma dazu erpresst werden, ihre eigene Sterilisation und die ihrer Kinder zu beantragen. Wenn ein solcher Antrag gestellt wurde, konnten Sinti und Roma der Überstellung in ein Konzentrationslager und der eigenen physischen Vernichtung entgehen.
Ab Februar 1943 wurden annähernd 23.000 Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau deportiert, der größte Teil stammte aus dem Reichsgebiet. Eingepfercht in völlig überfüllten Waggons überlebten viele die Torturen der mehrtägigen Fahrt nicht. Nach ihrer Ankunft in Auschwitz-Birkenau wurden die Menschen nach Geschlechtern getrennt in Büchern registriert. Außerdem tätowierte man ihnen ein „Z“ mit einer Nummer auf den Arm, kleinen Kindern auf den Oberschenkel.
Die Zusammenarbeit des SS- und Polizeiapparats mit der Reichsbahn und den anderen beteiligten staatlichen Stellen funktionierte reibungslos. Grundbesitz und Vermögen der deportierten Sinti und Roma wurden zu Gunsten des Deutschen Reichs eingezogen.
Von Hannover nach Auschwitz
In Hannover lebten um 1933 über 100 Sinti insbesondere in der Altstadt am Hohen Ufer oder in der Bockstrasse und im Tiefental. Dort wurde der Boxer Johann Rukeli Trollman geboren, nach dem die Straße heute benannt ist. Viele Sinti lebten weiter auf mehreren Stellplätzen für Der größte in Hainholz an der Schulenburger Landstraße wurde wegen seiner Größe ‚Zigeunerdorf’ genannt.
1938 wurde im Altwarmbüchener Moor ein Sammellager durch die Stadt eingerichtet, in das anfangs nur die Sinti zwangseingewiesen wurden, die zuvor auf Stellplätzen gelebt hatten. Ab 1942 wurden auch Sinti, die in Mietwohnungen lebten, in das Sammellager zwangsweise eingewiesen, wo sie in alten Eisenbahnwaggons hausen mussten.
In der Nacht zum 1. März 1943 wurde das „Sammellager“ im Altwarmbüchener Moor von der Polizei umstellt und die dort lebenden Sintifamilien im Scheinwerferlicht der Lastwagen zum Abtransport zusammengetrieben. Aus Veltenhof wurden mindestens 250 Personen zur Deportation nach Auschwitz abtransportiert. In allen Teilen des Landes wurden Sinti und Roma gesucht und verhaftet. So fanden in der Stadt Hannover Verhaftungen am 1. März 1943 statt. Die Festgenommen wurden über den Bahnhof Fischerhof im Stadtteil Linden am nächsten Tag nach Auschwitz deportiert. Den verhafteten Sinti und Roma wurde gesagt, dass sie nach Polen gebracht werden, wo sie ein Haus, Land und Vieh bekämen, um sich selbst ernähren zu können. Den Kripobeamten, die für die Verhaftungen und die Deportation der Sinti verantwortlich waren, war das eigentliche Ziel Auschwitz bekannt.
Im März 1943 wurden die in Niedersachsen lebenden Sinti und Roma verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Für über 700 Männer, Frauen und Kinder war der Weg nach Auschwitz der Weg in die Hölle.
